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BeuteKunst II - Wie geht Kunst? 2013-04-29 – 23:02:23

Gute Frage. Zum Beispiel am 28. Februar 2013 sah ich in der Tagesschau einen Bericht zu einer gerade eröffneten Ausstellung im Kunstmuseum Wolfsburg von Christian Boltanski. Der Künstler sprach darüber, dass eine Ausstellung sei wie Majonäse rühren – es bleibe bis zum letzten Moment fraglich, ob es gelingt.

Nun. Ein Künstler, der seit vielen Jahren als global superwichtiger Inhaltslieferant für den internationalen Kunstbetrieb gehandelt wird, der kann nichts falsch machen. Selbst wenn die Majonäse mal gerinnen sollte.

Gibt es eigentlich ein verbindliches Handbuch, "Kunst machen für Dummies"? Herr Boltanski braucht das nicht, denn selbst wenn seine Majonäse ungenießbar ist, macht nichts, einem so wichtigen Künstler wird morgen ein neuer Raum, ein neuer Etat für einen neuen Versuch gegeben.

Für unsereins ist das etwas komplizierter.

Ich hatte ein Veilchen gefunden zwischen der von der Polizei bewachten Wohnung von Kurt Westergaard, dem Zeichner der umstrittenen Mohammed-Karikatur und dem mittlerweile von Zaun, Video und Wachdienst beschütztem Hauptquartier der Zeitung Jyllands-Posten. Ich habe es ausgegraben, einige Tage in der Brauseflasche am Leben erhalten und dann in Berlin eingepflanzt.

Wie geht Kunst?

Man kann sich bei der Wissenschaft erkundigen. Zu diesem Buch habe ich – ich weiß, dass es peinlich ist - wegen der Umschlagfarbe gegriffen. Wahrscheinlich dachte ich, es handle sich um feministische Texte. Der Titel "Tiefer hängen" rührte mich. "Sei wie das Veilchen im Moose, bescheiden, sittsam und rein, nicht wie die stolze Rose, die immer bewundert will sein" Wolfgang war auch der Vorname meines geliebten Großvaters. Dem hätte etwas Feministisches gut gestanden. Wenn ich ihm noch ein paar Jahre länger hätte auf die Nerven gehen können, vielleicht hätte ich ihn davon überzeugen können. Und vielleicht hätte ich von ihm doch noch Skat spielen gelernt.

Ein Radiointerview mit Wolfgang Ullrich hatte ich gehört, wenige Tage später das Buch gesehen, gekauft, gelesen. Es steht zwar auch in diesem Buch nicht, wie Kunst geht – aber ich hatte Spaß dabei.

Könnte ich einen Wissenschaftler, den ich persönlich nicht kenne, mithilfe dieses Buches portätieren? Darf man das? Jemanden ungefragt zur Muse erklären? Kann ich das? Und wäre das wirklich eine so prima Idee, einen berühmten Kunstwissenschaftler – so weit ein Kunstwissenschaftler berühmt sein kann – in mein Musenbesuchprojekt mit einzubeziehen? So versuchten schlaue Gesprächspartner mir zu erklären. Wegen der Aufmerksamkeit durch scheinbare Nähe zur Prominenz und so weiter und so weiter...

Und wenn ich aber meine schüchterne Phase habe?

Ich male ein Bild zum Titelthema "Tiefer hängen".

Ein Bild zum Thema "Geschlechtsumwandlung" (Seite 152)

Ein Bild zum Thema "Der Kreislauf von Kunst und Geld" (Seite 94)

Ein Bild zum Thema "Kunst und Märchen haben etwas gemeinsam: in beiden geht es um Grenzüberschreitungen." (Seite 106)

Ach ja, und auch ein Künstlerstreik kommt vor - im Buch.

Während ich das Bild gemalt habe, blühten die dänischen Veilchen. Und wer wissen will, wie Kunst geht, sollte dieses Buch auch lesen. Die Frage wird zwar nicht beantwortet, aber es macht Vergnügen und Lust auf Kunst. Kunst zu sehen. Kunst zu machen.

Titel: Tiefer hängen - über den Umgang mit Kunst

Autor: Wolfgang Ullrich

Verleger: Wagenbach, Berlin

Erscheinungsjahr: 2003

Umfang/Format: 189 S. ; 20 cm

ISBN/Einband/Preis: 3-8031-2479-4 kart. : EUR 11.90

http://www.kultureventbuero.de/kulturtussi/tiefer-haengen-eine-rezension/

Titel: Wolfgang

Jahr: 2013

Künstlerin: Kirsten Klöckner

Technik: Aquarell auf Leinwand, lackiert

Maße: 200 x 100 cm, 2teilig



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